Der Kalkofen in Stockum
Gleich nach dem ersten Weltkrieg wurde von dem Bauern Hermann
Tegeder in der Bauerschaft Stockum ein Kalkofen gebaut. Er stand an der
jetzigen Straße "Stockumer Feld", gegenüber der Abzweigung zum Hof
Tiemann. Dieser Hof gehörte damals dem Bauern Tegeder.
Die Steine wurden oberhalb des Kalkofens im Steinbruch im Stockumer Berg
gebrochen und mit Loren auf Feldbahnschienen zum Kalkofen transportiert.
Die zum Brennen benötigte Kohle wurde mit Pferdefuhrwerken vom Bahnhof
in Wissingen geholt. Auf dem Hinweg nahm man den gebrannten Kalk mit,
der auch zum größten Teil mit der Bahn verschickt wurde.
1927 kostete
1 Ctr. (Zentner) Sackkalk: 1,50 Mark (1
Zentner = 100 Pfund = 50 kg) und
1 Scheffel Stückkalk: 0,90 Mark.
Während der Weltwirtschaftskrise Ende der zwanziger Jahre musste auch
Hermann Tegeder, so wie viele andere Kalkofenbesitzer, den Betrieb
einstellen. Den Hof kaufte die Familie Ignatz Schmidt. Er wurde später
an die Familie Fredde verkauft.
Der Kalkofen verfiel im Laufe der Jahre. In den fünfziger Jahren hat
Herr Fredde den Rest abgetragen. Heute erinnert nur noch eine
Natursteinmauer, oberhalb der
das Schienenbett verlief, an die einstige Anlage.
Der Mann auf dem Bild ist der damalige Betriebsleiter Karl Schröder mit
den beiden Hunden des Kalkofenbesitzers Hermann Tegeder.
Karl-Heinz Schröder
Vor unserem Hof liegt ein kleiner Hügel. Man nennt ihn den Kalkofen.
Warum dieser so heißt, hat mir mein Nachbar Erich Dependahl erzählt:
Vor ungefähr 60 Jahren wohnte auf dem Hof von unserem Nachbarn
Groppel-Tiemann ein Herr Tegeder.
Neben der Landwirtschaft hatte er auch einen kleinen Steinbruch im
Stockumer Berg. Dort wurden Kalksteine gebrochen und zu ungefähr 5
kg schweren Brocken zerschlagen. Über Loren, die auf Schienen liefen,
ließ man die Kalksteine den Berg hinab zu einem Kalkofen rollen. Dieser
war ungefähr 8 m lang, 8 m breit und 5 m hoch. Die Kalkbrocken wurden
zusammen mit Kohle in den Kalkofen geladen und dieses Gemisch mit Feuer
entfacht. Nach dem Verbrennen der Kohle war der Kalk "gebrannt" und
konnte in der benachbarten Kalkmühle gemahlen und in Säcke gefüllt
werden.
Später auf der Baustelle wurde dieser Kalk in große Wannen gefüllt und
mit Wasser vermischt. Man sagt dazu :"Der Kalk wurde gelöscht". Nach
etwa einem Tag konnte man damit Steine vermauern.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Hof Tegeder an Familie Groppel
verkauft und der Kalkofen abgerissen.
Obwohl heute nur noch der Hügel da ist, sagen wir immer noch "Kalkofen".
Svenja Bullerdiek (10 Jahre) - 2001
Artikel in der NOZ vom 27.07.2013 über den Hof Tegeder und den Kalkofen